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Hannover im Herbst 2019. Es nieselt wieder einmal und der Wind bläst Handzettel in die Luft. In einer Halle erläutert der Vorstand gerade den versammelten Mitarbeitern, dass Ihre Niederlassung in 1 ½ Jahren geschlossen wird und sie alle ihre Arbeitsplätze verlieren. Katharina hat ein miserables Jahr hinter sich. Sie hat überraschend Ihren Mann durch einen Unfall verloren. Mit ihrem Einkommen konnte sie eben noch die Miete der Wohnung bezahlen. Ein Umzug in eine kleinere Wohnung gestaltet sich schwierig, da der Wohnungsmarkt verrücktspielt. Weil der Finanzmarkt keine Zinsen mehr ausspuckt, sind die Mieten bei neuen Mietverträgen enorm gestiegen. Anita ist alleinerziehend. Sie kann immer noch nicht fassen was passiert. Seit bald 20 Jahren arbeitet sie in diesem Unternehmen. Und nun soll alles verloren sein. Gerne wüsste sie die Gründe. Sie alle haben zum Erfolg des Unternehmens beigetragen. Täglich erfahren sie von Kunden und auch von Kollegen aus der Zentrale wie wichtig ihre Arbeit sei. Auf Anitas Fragen reagiert der Vorstand nicht. Nach dem dritten Versuch die Gründe zu erfahren wird sie vom Vorstand barsch mit dem Kommentar „Unterbrechen Sie mich nicht andauernd!“ abgewiesen. Noch vor ein paar Tagen bestand der Vorstand darauf, dass alle ihn mit seinem Vornamen Manfred ansprechen. Er gab sich als Kumpel. Tränen laufen Anita durchs Gesicht. Manfred verweist auf anstehende Gespräche mit dem Betriebsrat und beantwortet keine Fragen. Er verlässt die Bühne und steigt in seinen Firmenwagen. Natürlich in Fahrzeug der Oberklasse mit Chauffeur. Die Situation ist irgendwie surreal. Noch im Januar wurden die Mitarbeiter an gleicher Stelle von Manfred geehrt für ihre hervorragende Leistungen im vergangenen Jahr. Und nun versuchen sie sich gegenseitig Halt zu geben und die aufzufangen, denen der Boden unter den Füßen weggerissen wurde. In den nächsten Tagen verlassen bereits die ersten das Unternehmen. Meistens sind es die jungen Kollegen, die problemlos in eine andere Stadt ziehen können oder ein paar Spezialisten, die am Markt gesucht werden. Viele andere haben noch keine Perspektive und werden vermutlich bis zum Schluss abreiten. Sie übernehmen die zusätzlichen Tätigkeiten der Kollegen, die das Unternehmen bereits verlassen haben. Neue werden natürlich nicht eingestellt. Der Konzern versucht Arbeiten auf andere Niederlassungen zu verteilen. Leitende Führungskräfte, die zukünftig in anderen Niederlassungen nicht mehr gebraucht werden, wurden sofort freigestellt. Sie sollen keinen Schaden anrichten. Nun erklärt sich auch ihre Nervosität und Angespanntheit. Die „übrig gebliebenen“ sind voller Tatendrang und enthusiastisch. Wie schnell sich die Stimmung von Menschen ändern kann. Von der mittleren Führungsebene benötigt der Konzern auch nicht mehr alle, aber freigestellt wurden keiner. Sie können ja von den Leitenden vor Ort kontrolliert werden. Der Platz vor der Niederlassung wurde geräumt. Alle Handzettel wurden aufgesammelt und in der Datenschutztonne entsorgt.
Eine
Seltenheit? Ganz und gar nicht, sondern fast schon die Regel bei tiefgreifenden
Wandeln in Unternehmen. Immer dann, wenn jahrelang die notwendigen
Veränderungsprozesse übersehen, manchmal sogar verdrängt wurden. So wie Nokia – ehemals
weltgrößter Mobiltelefonhersteller bis 2010 – die Umwälzungen auf dem
Mobilfunkmarkt zu spät akzeptieren wollte und zu lange an traditionellen
Mobilfunkgeräten festhielt. Nokia reagierte zu spät.
Sie konnte Apple und Samsung beim Aufstieg der neuen Smartphones vom Nischen-
zum Massenprodukt nicht mehr folgen. Als Konsequenz strich Nokia bis 2013 bis
zu 10.000 Stellen. Außerdem schloss Nokia vorhandene Produktionsstandorte in
Europa und Mexiko und verlegte die Smartphone-Fertigung nach Asien.
Ja! Na
klar! Wir leben in einer globalisierten, digitalisierten, schnelllebigen Zeit.
Überall beherrscht das Thema „Wandel/Change“ die Medien. Google liefert bei der
Suche nach diesen Begriffen mehr als 11 Millionen Treffer. Damit könnte man meinen:
Change-Management „flutscht“. Reibungslose Abläufe in Unternehmen – ist das so?
Irgendwie scheint es,, als ob die meisten Unternehmen immer noch das Thema
Wandel/Change ignorieren. Viele Mitarbeiter, Führungskräfte und Change-Manager
stellen fest, dass begonnene Veränderungsmaßnahmen nicht so gelingen wie
geplant. Nur knapp ein Viertel der Change-Projekte haben eine Erfolgsquote von
75–100 % (Studie
der Unternehmensberatung Mutaree, 2016), die
übrigen Projekte verlaufen weniger erfolgreich oder scheitern. Drei Viertel der
Veränderungsinitiativen erreichen längst nicht die Qualität, die Unternehmen
für ihre eigenen Produkte erwarten. In der Theorie werden Veränderungsvorhaben
hervorragend geplant und in der Praxis versuchen die meisten diese Maßnahmen
bestmöglich umzusetzen. Woher kommt dann die unübersehbare Lücke zwischen
Wollen und Können? Auslöser für das Scheitern der Veränderungsvorhaben sind
organisationale und methodische Defizite. Obwohl sich Unternehmen der
entscheidenden Bedeutung ihrer Führungskräfte in Change-Prozessen bewusst sind,
qualifizieren sie ihre fachlich hervorragenden Führungskräfte selten für
Change-Prozesse. Wenn Führungskräfte das notwendige Know-how über
Change-Prozesse erlernen, werden sie ausgestattet mit dem kompletten Rüstzeug zum
erfolgreichen und gewinnbringenden Mitgestalter der Veränderungsprozesse –
sowohl für jeden Einzelnen als auch für die Gemeinschaft.
Fußball-Fans
haben über den FC Bayern eine geteilte Meinung. Die einen hassen sie, die
anderen lieben diesen Verein. Nur am Beispiel des FC Bayern München zeigt sich
deutlich wie Erfolg durch stetige Veränderungen und exzellente Prozesse gefördert
wird, vor allem durch eine wirklich gelebte Unternehmenskultur. Prinzipien der Erneuerung
und des Kollektivismus prägen diese Kultur. Spannend
ist der Kontrast zwischen Erneuerung und die Einstellung der Risikovermeidung, die
besonderen Wert auf Stabilität und vorausschauender Achtsamkeit legt. Der
Begriff Erneuerung assoziiert hingegen Aspekte wie die flexible Einführung
neuer Prozesse, eine „Just-do-it“ Mentalität. Zudem verbindet sich mit der
Einstellung der Erneuerung bei Änderungen von Prozessverhalten das Ergründen
von Chancen anstatt möglicher Probleme sowie der Mut Fehler richtig zu machen
und diese Fehler zu tolerieren, wenn sie das erste Mal geschehen und etwas
Wichtiges aus ihnen gelernt wird. Mit dem Beschreiten des Weges der Erneuerung
verbindet sich eine grundlegende Offenheit für Veränderungen und Innovationen sowie
die Förderung konstruktiven Konfliktverhaltens, um den Fortschritt
voranzutreiben.
Der individualistische
Denkansatz mit seinen übermäßig klaren Strukturen, Zuständigkeiten und Regeln steht
im Gegensatz zum gelebten Kollektivismus des FC Bayern München. Der
Kollektivismus reißt übertriebene Abteilungsgrenzen ein und fördert ein
internes Vernetzen von Aufgaben. Er fokussiert auf ein gemeinsames Erfüllen von
Kundenbedürfnissen und bildet die Basis für eine konstruktive Feedbackkultur
und ein gemeinsames Wir-Gefühl.
Zur
Schaffung einer solchen Veränderungskultur benötigen Führungskräfte heutzutage
verschiedenste Leadership-Skills, die fernab von Leistung, Erfolgsdruck und
Fachkompetenz liegen. Führungskräfte sollten zuhören können, sich öffnet und
zeigen, dass sie zusammen mit den Kollegen an einem gemeinsamen Strang ziehen. Denn
nur so können sie bei den Mitarbeitern Verständnis dafür entwickeln, wieso
etwas um sie herum geschieht und welche Auswirkungen es auf sie persönlich
haben wird. Veränderungsstarke Unternehmen unterstützen ihre Führungskräfte und
Mitarbeiter und geben ihnen die Chance, die notwendigen Fähigkeiten für das
sich verändernde Umfeld zu entwickeln.
Entscheidend
ist oft, in welcher Art Führungskräfte Veränderungen begegnen und vorleben sowie
mit ihrer persönlichen Motivation tragen.
Motivation,
die aus ihren Grundbedürfnissen entspringen. Diese Grundbedürfnisse sind (laut
Operationalisierter Psychodynamischer Diagnostik (OPD 2, 2017), einem
Diagnosesystem für psychoanalytisch und tiefenpsychologisch arbeitende
Psychotherapeuten) das Bedürfnis nach:
1.
Bindung, Geborgenheit und sozialem Kontakt,
2. Anerkennung
und Bestätigung,
3.
Sicherheit,
4.
Selbstverwirklichung,
5.
Selbstbestätigung,
6.
Eigenständigkeit und Autonomie,
7.
Vorwärtskommen,
8. Einfluss
und Kontrolle über andere,
9.
Status, Macht und Größe.
Die
genannten Bedürfnisse sind bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt.
Es
muss also nicht verwundern, dass Veränderungsvorhaben an den Gefühlen der
Betroffenen, die aus den Grundbedürfnissen entstehen, viel eher scheitern als
an mangelnder Einsicht. Daher reichen logische Gründe zur Motivation der
Mitarbeiter, Führungskräfte sie nach wie vor bevorzugen, bei Weitem nicht aus.
Führungskräften fehlt es oft am Verständnis für die emotionalen
Befindlichkeiten ihrer Mitarbeiter. Deshalb laborieren veränderungsschwache
Unternehmen immer noch mit überkommener Erfolgs-Rhetorik und rationaler
Sachargumentation herum und wundern sich weshalb Mitarbeiter zwar die Einsicht
für die Veränderung haben und trotzdem am Prozess bestenfalls nicht teilnehmen schlimmstenfalls
ihn sogar boykottieren.
Jedes Management sollte im Blick behalten, dass ihm nicht – wie vermutlich – Nokia dem Fehler des Groupthinks unterlieget und auf die eigene Haltung achtet. Denn die Haltung zur Veränderung und das Handwerk spielen für die Anpassungsfähigkeit der Unternehmen eine entscheidende Rolle. Sie entscheiden bei jeder Veränderungsmaßnahme über Erfolg oder Misserfolg. Damit bilden sie die Grundlage für die Zukunft des Unternehmens.
Stell
dir vor die überlebenswichtige Veränderungsexzellenz ist eine strategische
Fähigkeit deines Unternehmens. Management, Führungskräfte und alle Mitarbeiter
wurden fit gemacht für Veränderungen. Change-Management wird zum People-Change-Management. Dein
Unternehmen bleibt erfolgreich und attraktiv für Kunden, Partner und Bewerber. Tiefgreifender
Wandel gepaart mit Massenentlassungen und Schließungen von Standorten sind
Geschichte. Dein Unternehmen hat die Strategie gewechselt und verzichtet auf
den großen Veränderungs-Ruck. Es setzt zukünftig auf das Konzept des
kontinuierlichen Veränderungs-Flow. Es nimmt dich mit auf die Reise mit
konstanten, überschaubaren und gut umsetzbaren Veränderungsschritten.
Veränderungsexzellenz ist Erfolgskultur und die Führungskräfte und Mitarbeiter
können es lernen. Leg‘ los damit. Du kannst nur gewinnen. Damit können Unternehmen
und Mitarbeiter den anstehenden Herausforderungen gelassen entgegensehen.
Wenn
du der Meinung bist, dass die Veränderungsexzellenz für dein Unternehmen und
dein Team relevant ist, dann informiere dich und lerne worauf es bei
professionellem People-Change-Management ankommt. Oder buche jetzt bei uns ein
Seminar. Trete
mit uns in Kontakt und wir erstellen ein individuelles Konzept für dein
Unternehmen, deine Führungskräfte und deine Mitarbeiter. Wir arbeiten mit dir zusammen an deiner Entwicklung vom
Kontrolleur zum Coach für deine Mitarbeiter.